Der Wachtelbrunnen - wiederentdeckt und instand gesetzt

Ein Dornröschen erwacht
Der Gernsbacher Sagenweg ist, wie bekannt, das „Lieblingskind“ des Schwarzwaldvereins, für den der Verein seit seinem Bestehen schon sehr viel Zeit investiert hat. Ganz in der Nähe, jedoch bis zum Jahre 2009 verschüttet, liegt der Wachtelbrunnen und sprudelt kühles Nass aus dem Berg. Bis zum Jahre 2009 lag der Brunnen unter Moos, Gestrüpp und Erdgeröll des dahinter liegenden Berges recht verborgen; ein Brunnen, der aber in den alten Gernsbacher Sagen einen geheimnisvollen Platz einnimmt.
Der zufällig vorbeikommende Wanderer konnte sehr wohl vorbeigehen, ohne etwas von seiner Existenz zu bemerken, denn Brunnen und Quelle waren verschüttet. Vom Brunnen und seiner Lage wusste allerdings der Naturschutzwart des Vereins, von Beruf Förster des Markgrafen von Baden am Schloss Eberstein in Gernsbach. Er schlug in einer Sitzung des Schwarzwaldvereins vor, den Brunnen freizulegen, eventuell neu zu gestalten und vor allem nach dem Wasser zu suchen, den ein Brunnen nun einmal braucht, um Leben zu können.
Bei einer ersten Begehung stellte man den totalen Verfall des sehr alten Brunnens fest; Berg und ehemaliger Brunnen waren quasi eins, denn im Laufe der Jahrzehnte hatte die Erosion zum Verfall beigetragen. Dieses Wasser, die Quelle, zu finden, das wohl über Jahrzehnte vorhanden gewesen sein musste, nahmen sich daraufhin Richard Herzig - inzwischen Vorsitzender der Ortsgruppe Gernsbach, und sein Vorstandskollege Johannes Hasenohr vor.
An einem trockenen Junitag 2009 begaben sie sich mit Werkszeugen, Hacken und Rebscheren ausgestattet auf die Suche nach einer Naturquelle im Umkreis des ehemaligen Gemäuers. Sich durch dichtes Gestrüpp den Berg hinaufkämpfend stießen sie plötzlich hinter Gestrüpp und Dornen auf eine leicht feuchte Stelle im Berg. Sie gruben diese Stelle frei und entdeckten behauene Steinquader; ein Zeichen für menschliches Tun. Nun hatte sie das Entdeckerfieber gepackt: Durch heftiges Nachgraben stießen sie zum eigenen Erstaunen auf eine Naturhöhlung, in der an den Felsen Bergwasser hinunterlief. Die gesamte Höhlung war durch ein Felsgemäuer zu einer Brunnenstube von rund zwei Kubikmetern ausgebaut. Die Mauer trug, leicht verwittert, die Jahreszahl 1545. Das herausfließende Wasser versickerte unkontrolliert sofort im Waldboden, war aber wohl offensichtlich für den zirka zwölf Meter unterhalb liegenden Brunnen bestimmt gewesen. Doch bei der Entdeckung gab es keinerlei Verbindung mehr zwischen Quelle und Brunnen.
Die beiden „Wiederentdeckern“ waren voller Freude, besonders wegen der Aufdeckung der Brunnenstube aus dem Jahre 1545. Diesen Fund meldeten sie ihrem Vorstandsgremium, der Stadtverwaltung und dem Eigentümer des Waldes und des Schlosses Eberstein oberhalb von Gernsbach. Dieser gab nach Kontaktaufnahme bereitwillig seine Zustimmung zur Renaturierung dieses heimatgeschichtlichen Fundes.
Begeisterte Mitglieder des Schwarzwaldvereins, allesamt im Rentenalter, begannen am 22. September mit der Freilegung des steilen Berghanges von Gestrüpp und Wildwuchs. Allein diese Arbeit dauerte den gesamten Herbst des Jahres 2009 an, bis man dann im Frühjahr 2010 die Brunnenstube und die Ruine des freigelegten Restbrunnens den ganzen Sommer über in den baulichen Zustand versetzte, bis man beide Bauwerke neu errichtet hatte.
Im Frühjahr des Jahres 2011 wurde die Wasserversorgung von der 450 Jahre alten Brunnenstube bis zum Brunnen verlegt. Über 400 Arbeitsstunden wurden von den fleißigen Helfern investiert; Materialkosten stellte der Verein aus eigenen Mitteln, ebenso die Steinmetzarbeiten besonders der Mitglieder Berthold Roth und Horst Luft, die hier ausdrücklich für die Zukunft erwähnt werden sollen.
Der Verein organisierte ebenso auf eigene Kosten ein kleines Einweihungsfest, bei der Bürgermeister Dieter Knittel den Dank der Stadt aussprach. Einen Dank des Eigentümers erwarten wir noch bis zum heutigen Tage, obwohl schon drei Jahre ins Land gegangen sind.
So ist halt die Welt….
Doch der Dank und die Anerkennung der Bürger und der Wanderer ist uns sicher, und das ist uns mehr als genug.
Richard Herzig
1. Vorsitzender